Der/die betriebliche Mentor/in, der/die ein Ausbildungsprogramm für Auszubildende mit geringeren Chancen oder aus sozial schwachen Verhältnissen durchführt, ist die Schlüsselfigur im Leben des Auszubildenden während seiner Ausbildung. Unter Anleitung des/der betrieblichen Mentor_in findet die praktische Ausbildung in einer realen Arbeitsumgebung statt.
Der/die Mentor_in ist nicht nur ein Schlüsselfaktor bei der Einführung des Auszubildenden in den Beruf, sondern auch bei der Entwicklung seiner Arbeitsgewohnheiten und Beschäftigungsfähigkeiten, seines/ihres technischen Wissens und berufsspezifischer Kompetenzen. Der/die Mentor_in vermittelt Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Praxis, ermutigt, unterstützt, veranschaulicht, verfolgt Entwicklung und Fortschritt und bewertet.
Darüber hinaus orientiert sich der/die Auszubildende durch die Interaktion mit dem/der Mentor_in an beruflichen Werten und integriert diese in seine/ihre Denkweise .
Der Arbeitsumfang von Mentor_innen im Unternehmen kann je nach Umfeld und Kontext unterschiedlich sein. Generell gibt es jedoch mehrere Schlüsselbereiche, in denen der Beitrag eines/r Mentor_in erforderlich ist. Diese lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Während der Einführungsphase spielt der/die betriebliche Mentor_in eine Schlüsselrolle. Die Qualität der gesamten Einführung hängt von seiner/ihrer Fähigkeit ab, die Balance zwischen den formalen Pflichtelementen (z. B. Unternehmensbeschreibung, Verhaltenskodex, Sicherheitshinweise, arbeitspolitische Regelungen, Arbeitsplatzbesonderheiten, Ausbildungsplan usw.) und dem informellen Kennenlernen zu finden. Informelle Kommunikation wird im formellen Rahmen des Einführungsprozesses meist unterschätzt. Dabei ist sie der Schlüssel zum Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Mentor_in und Auszubildendem, die die Lern- und Entwicklungsmotivation des Auszubildenden maßgeblich fördert.
Mentor_innen sollten ermutigt werden, die ersten Erfahrungen der Auszubildenden menschlicher zu gestalten. Normalerweise beginnen sie gleich mit der Vorstellung ihres Unternehmens und der Regeln, die der/die Auszubildende befolgen sollte. Es wäre sinnvoller, in dieser Situation den Fokus auf informelle Kommunikation zu legen, um beide Seiten persönlich besser kennenzulernen. Dies minimiert den anfänglichen Stress und gibt Auszubildenden von Beginn an das Gefühl, verstanden und anerkannt zu werden.
In der Orientierungsphase bespricht der/die betriebliche Mentor_in mit dem/der jeweiligen Auszubildenden den Rahmen der Ausbildung. Kurz gesagt: Zu diesem Zeitpunkt vereinbaren sie die Regeln ihrer Zusammenarbeit und welche Lernsituationen der/die jeweilige Expert_in den Auszubildenden bieten kann.